Sonntag, 24. Dezember 2006

Turbomartin und das Geheimnis von Happen Island

Der Playmobilpirat posiert neben einer Turbomartin-StatueIn einer Zeit, in der die Mehrwertsteuererhöhung immer näher rückte, in einer Zeit, in der der Glanz der Fußball-WM längst wieder verblasst war, in einer Zeit, in der Dieter Bohlen über ein Modern Talking-Comeback nachdachte, gab es in Deutschland kaum noch echte Helden. Einer von ihnen war der unerschrockene Turbomartin, seines Zeichens Spezialist für die ganz schwierigen Fälle. Er hatte schon alles gesehen, alles erlebt und alles gegessen und schien so geradezu prädestiniert für den Auftrag zu sein, den ihm seine Chefin M erteilt hatte: Unterstützt von der Special Task Force Unit "404 brutal fiese Werwölfe" (Codename "BFW404") und dem befreundeten Geheimdienst "Extrem forsichtig" (Codename "EF") sollte er sich der größten denkbaren Herausforderung in der Geschichte der Menschheit stellen und das mysteriöse Geheimnis der mysteriösen Insel Happen Island (Codename "Malta") lüften. Turbomartin zögerte nicht lange und lehnte sofort ab. Zu viele gute Agenten hatten bei genau diesem Auftrag ihr Leben gelassen, zu viele Helden wurden von dem Mysterium des Geheimnisses zermalmt, zu viele angesehene Wissenschaftler waren nach dem Anblick des namenlosen Grauens auf Happen Island vor Schreck erstarrt und wurden fortan als Gartenzwerge feilgeboten. Doch alles Lamentieren nutzte nichts und so fand sich unser Held an einem milden Dezembersonntag in einem Flugzeug vor einer kalten Hähnchenbrust mit mediterranem Gemüse wieder.

Sonnenuntergang auf maltesisch

Schon nach wenigen Stunden auf Malta wurde Turbomartin klar, dass hier sämtliche Uhren anders gingen. Natürlich nur symbolisch, denn Happen Island liegt in derselben Zeitzone wie Deutschland. Allerdings hinderte das die Malteser nicht daran, keinen Wasserdruck zu haben, auf der linken Straßenseite zu fahren, Kioske mit Türstehern zu haben, die Hausnummern durch Hausnamen zu ersetzen, im Dezember fast durchgehend 15-18°C zu haben und für Klopapier Geld zu verlangen. Klingt komisch? War es auch! Und dennoch war es rein gar nichts im Vergleich zu dem Grauen, dass die Special Task Force Unit und insbesondere ihre Kommandanten Stuessy und Turbomartin noch erwartete. Ein Grauen, neben dem selbst die Folterausstellung in Mdina wie ein Kindergeburtstag wirkte: Weihnachtsbeleuchtung! Und zwar in ihrer penetrantesten Form! Egal in welche Stadt man fuhr und egal in welcher Straße man sich befand, nirgendwo blieb man vor wild blinkenden bunten Lichtern in allen Variationen verschont. TuMa war von Haus aus ja schon so einiges gewöhnt, aber sowas hatte selbst er noch nicht erlebt. Doch er zählt nicht umsonst zu den belastbarsten Personen der Gegenwart und so ertrug er es mit Fassung. Er ertrug es ebenso mit Fassung wie die beispiellose Kitschsammlung, Flur des Terrorsdie sich die Familie eines ehemaligen EF-Marshalls, bei der Turbomartin und Stuessy Unterschlupf fanden, aus Gründen der Tarnung zugelegt hatte.1 Denn in Turbomartins Kopf gab es wichtigeres als Gehirnkrebs - Turbomartin hatte eine Mission! Und er war wild entschlossen, diese zu erfüllen.

Die Kontaktpersonen zwischen BFW404 und EF waren 2 junge Einheimische, Jimmy Pop (Codename "Jeremy") und Mogli (Codename "Jaime"). Sie waren vor allem für die Organisation von meist lebensgefährlichen Situationen verantwortlich, die das mysteriöse Geheimnis aus seinem Versteck locken sollten. Turbomartin erkannte jedoch sehr schnell, dass das allein nicht reichen würde und dass die Bevölkerung von Happen Island der Schlüssel sein musste. So nahm er Tag für Tag tapfer an den als Sprachunterricht getarnten Gehirnwäschesitzungen von EF teil und mischte sich Abend für Abend aufopferungsvoll unter die Besucher der berühmt-berüchtigten Partymeile Paceville, immer in der Hoffnung, dem Geheimnis einen Schritt näher zu kommen. Er verbrachte unzählige Stunden im regierungsfreundlichen Club Coconut Grove,2 trank Hektoliter Löwenbräu, konsumierte regungslos die überall laufenden Sportübertragungen und hatte nie Kleingeld. Doch so sehr er sich auch mühte, mehr als ein nicht jugendfreies Wort auf maltesisch und auf norwegisch konnte er den verschlossenen Nachteulen nicht entlocken.3 Also musste er sein Glück doch durch die Spezialoperationen von Jimmy Pop und Mogli erzwingen.

Stuessy in KampfpositionDiese starteten bereits am ersten Montag, als unser Held während einer Karaokeparty versuchte, durch absichtliches und lautes Anti-Singen, das Geheimnis psychisch so zu stören, dass es sich freiwillig von selbst lüftet. Doch trotz extrem guter Performances zu "Eye Of The Tiger" und zu "Wannabe" blieb das Mysterium hinterm Berg. Jeder andere Agent hätte jetzt vermutlich entweder aufgegeben oder einen erneuten Versuch unternommen, es wieder hervorzulocken, doch Turbomartin entschied sich für eine weitaus subtilere Methode. Der neue Plan war, am darauffolgenden Freitag den Berg einfach zu sprengen. Durch Bowling. Und er scheiterte ebenfalls. Allerdings konnte man für dieses erneute Desaster kaum TuMa die Schuld geben, sondern vielmehr Feivel dem Mauswanderer, der sich irgendwie in die Operation einschleichen konnte und sie durch desaströses Bowlingspiel sabotierte. Nach diesem erneuten Fehlschlag half also nur noch eins: rohe Gewalt! Aber auch die zweifellos gute Taktik, das Geheimnis samstags bei einem Paintball-Match zu besiegen, ging nicht ganz auf. Und so trug es sich zu, dass sich in den darauffolgenden Tagen nicht das Geheimnis unter Schmerzen wand, sondern der unglaublich menschliche Übermensch Turbomartin von einem Muskelkater geplagt wurde, bei dem jeder normale Mensch längst in den Suizid geflohen wäre.

Have no fear, Babel fish's here!Nachdem also auch Jimmy Pops und Moglis Spezialoperationen nicht den gewünschten Erfolg bringen konnten, zog Turbomartin den ultimativen Joker. Unter dem Namen Chatterbox Enterprises nutzte er gemeinsam mit seinen Partnern Andreas? und Stuessy die zur Scheinwahrung4 angeforderte Präsentation am Dienstag für eine beispiellose Geheimnis-Verwirrungsaktion. Die 3 Superhelden erklärten nämlich kurzerhand, den Babelfisch entdeckt zu haben und kurz vor dessen Einführung in den globalen Markt zu stehen. BAM! Das saß! Verdutzt lugte das Mysterium aus der als Versteck genutzten Klimaanlage hervor und machte damit endlich den so lang ersehnten Fehler. Turbomartin reagierte als erster und nahm sofort die Verfolgung auf. Das Geheimnis floh zu einer nahegelegenen Kartbahn, sprang in ein bereitstehendes Go-Kart und fetzte los. Und obwohl Turbomartin all seine Gummigeruch-Erfahrungen nutzte, blieb ihm nur der 2. Platz hinter dem plötzlich verschwundenen Geheimnis, das sich natürlich auch mit den Witterungs- und Bodenverhältnissen viel besser auskannte.

Turbomartin in den NewsSo geschah es also, dass Turbomartin das Geheimnis von Happen Island zwar nicht lüften, aber immerhin verjagen konnte und dafür zurecht vom Coconut Grove-DJ mit den Worten "Du siehst übrigens aus wie Quentin Tarantino" gefeiert wurde. Und ganz nebenbei hatten er und BFW404 auch einen ganzen Arsch voll Spaß, wie man sowohl bei Flickr als auch bei Smotschi sehen kann.

Gerade läuft: Frenzal Rhomb - I'm A Backwards Fucken Useless Piece Of Dogshit... And I Vote (Album: Forever Malcolm Young)


1 Die Wohnung wurde augenscheinlich auch als Agenten-BootCamp genutzt. Jedenfalls hingen überall starke halbnackte Männer und zum Zeitpunkt des Aufenthaltes von Stuessy und Turbomartin wurden 7 einheimische Sprengstoffspezialisten und 1 chinesische Elitespionin ausgebildet.

2 Turbomartins Anwesenheit dort hatte natürlich überhaupt nichts mit der sehr guten Musik und der Jubiläumsaktion des Ladens, durch die alle 2 Stunden ausgewählte Getränke (u.a. Jägermeister Jagermeifter) für 20 Minuten nur umgerechnet 0,50€ kosteten, zu tun.


3 Die (weiblichen) Eulen waren übrigens nur was das Geheimnis angeht verschlossen. Kleidungstechnisch präsentierten sie sich zumeist überaus freizügig, vor allem was Miniröcke Gürtel anging. Da dieses Phänomen aber nicht zum Erfolg der Mission beitrug, schenkte Turbomartin ihm keine weitere Beachtung.


4 Wir erinnern uns: Zur Tarnung des EF-Hauptquartiers wurde es in eine Sprachschule verwandelt, in der jeder EF-Spion als Lehrer oder Putzfrau arbeiten musste.

2 Kommentar/e:

Martin hat gesagt…

Weil ich das nirgendwo im Bericht unterbringen konnte, muss es jetzt halt in die Kommentare: Mit das Coolste an Malta war, dass in keinem Club geraucht werden durfte. Die Luft war nicht total verpestet, die Augen haben nicht getränt und man konnte seine Klamotten auch länger als einen Tag anziehen. Dann noch die geniale Musik vom Coconut Grove - ein Paradies!

Anonym hat gesagt…

Da muss ich dir ja auch mal total zustimmen! Rauchverbot in Clubs und Kneipen ist eine super Sache! (Zumindest für Nichtraucher, wie mich)

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